DAS WORT DURCH GEBET IN DEN GEIST VERWANDELN

Bibelverse: Joh. 1:1, 14; 6:63; 1.Kor. 15:45b; Apg. 6:4; 2:42; 10:9; Jes. 56:7

Die Bibel offenbart, dass Gott unser Genuss ist und dass alle Reichtümer Gottes – was Er in Seiner Fülle ist – die Reichtümer Christi sind (Eph. 3:8, 19b). Die ganze Fülle Gottes ist in Christus verkörpert (Kol. 1:19) und wird zu den Aspekten der Reichtümer Christi. Die Wirklichkeit von Christus ist der Geist, welcher der Geist der Wirklichkeit ist (Joh. 14:17), und alles, was Christus ist – das heißt all Seine Reichtümer – wird im Wort offenbar gemacht (1:1). Um die Reichtümer Christi zu kennen, müssen wir deshalb das Wort kennen, welches die Offenbarung von allem ist, was Christus ist. Darüber hinaus ist der Ort, an dem wir den Dreieinen Gott erkennen, unser menschlicher Geist (3:6). Um Christus zu erkennen und Ihn immer genießen zu können, müssen wir unseren Geist üben. Es gibt keinen anderen Weg, Ihn zu genießen, und kein anderes Organ, mit dem wir Ihn genießen können. Wir müssen unseren Geist üben, um alles, was Gott in Christus durch den Heiligen Geist ist und wie Er im Wort offenbart wird, durch den Heiligen Geist zu erkennen. Diese fünf Aspekte – Gott, Christus, der Heilige Geist, das Wort und unser Geist – sind die Faktoren unseres Genusses von Gott.

CHRISTUS WAR ERST DAS WORT UND WURDE DANN ZUM GEIST

Christus wurde erst als das Wort offenbart und in Seiner Auferstehung wurde Er vom Wort in den Geist verwandelt. Deshalb ist unsere Erfahrung von Christus eine ständige Verwandlung des Wortes in den Geist. Johannes 6:63 ist ein großartiger Bibelvers. Hier steht: „Der Geist ist es, der das Leben gibt, das Fleisch nützt nichts; die Worte, die Ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ Das Wort ist Geist und der Geist ist Leben. Das Wort ist nur Leben für uns, wenn es in den Geist verwandelt wird. Wir haben das Wort des Lebens nicht direkt, wir brauchen einen Zwischenschritt: Das Wort muss Geist sein, um für uns Leben zu sein. Ohne diesen Schritt ist das Wort nur reines Wissen für uns. Um die Schrift und das Leben zu kennen, müssen wir diese Prinzipien kennen und mit ihnen gut vertraut sein. Dann werden wir die Schlüssel besitzen, um das Wort zu öffnen. Andernfalls werden wir das Wort auf blinde und törichte Weise lesen, ganz gleich, wie oft wir es lesen, und es wird uns nie klar verständlich sein.

Die vier Evangelien zeigen uns, dass der Herr Jesus als das Wort kam. Am Anfang, in der Ewigkeit, vor Grundlegung der Welt, war Er das Wort und mit der Zeit kam Er in der Fleischwerdung (Joh. 1:1, 14). Hieraus geht hervor, dass das Neue Testament mit Christus als dem Wort begann. Dann, zum Ende des Johannesevangeliums, wurde Christus zum Geist als dem Atem des Lebens (20:22). Dieses Evangelium beginnt mit dem Wort und endet mit dem Geist. Das Wort und der Geist sind keine zwei Personen, sie sind eine Person mit zwei Aspekten. Erst war Er das Wort und schließlich wurde Er zum Geist. Mithilfe der Briefe können wir verstehen, wer der Geist ist. Der angemessene Ausdruck für diesen Geist ist der „lebengebende Geist“. In 1. Korinther 15:45 heißt es: „Der letzte Adam wurde zu einem lebengebenden Geist.“ Hier sehen wir nochmals, dass uns die Bibel durch dieses eine Prinzip geöffnet wird, durch das Prinzip, dass das Wort zum Geist als Leben wird. Christus ist das Wort, Christus ist zum Geist geworden und der Geist ist der lebengebende Geist.

DER WEG, DAS WORT ALS LEBEN ZU NEHMEN

Es geschieht durch das Wort und durch den Geist, dass Christus für uns Leben ist und uns dieses Leben austeilt. Gemäß dem Buchstaben der Bibel wissen viele Christen, dass Christus Leben ist, aber nicht viele können uns erklären, wie Christus nun im praktischen Sinne für uns Leben sein kann. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass Christus für uns Leben ist, weil Er das Wort ist, das zum Geist wurde, der uns Leben gibt. Als Nächstes müssen wir das Wort kennen und wissen, wie wir das Wort in den lebengebenden Geist verwandeln, um Christus als unser Leben aufzunehmen, zu verwirklichen und zu erfahren. Das ist der Weg, Christus als Leben zu nehmen.Seit meiner Jugend hörte ich christliche Lehrer sagen, dass das Wort der Bibel Leben ist. Allerdings teilten sie mir nicht mit, wie die schwarz auf weiß gedruckten Worte der Bibel Leben sein können. Die Antwort ist, dass das schwarz auf weiß gedruckte Wort in den Geist verwandelt werden muss. Wenn das Wort nur Buchstabe bleibt, hat es kein Leben, es ist reines Wissen, das tötet (2.Kor. 3:6). Nur durch die Verwandlung in den Geist wird das Wort zu Leben, weil es nicht direkt die Worte selbst sind, die Leben geben, sondern weil es der Geist ist, der Leben gibt.

DIE JÜNGER „LASEN“ CHRISTUS IN DEN EVANGELIEN ALS DAS LEBENDIGE WORT

In den vier Evangelien empfingen die Jünger das Wort, aber sie empfingen noch nicht den Geist. Erst nach den vier Evangelien, in der Apostelgeschichte sowie den Briefen, empfingen sie den Geist. Dies bedeutet, dass das Wort, das die Jünger in den vier Evangelien empfingen, in den Geist verwandelt wurde, den sie in der Apostelgeschichte und den Briefen erfuhren und kontaktierten. Zu dieser Zeit hatten die Jünger nicht nur Umgang mit dem Wort, sondern auch mit dem Geist.

Zur Zeit der Evangelien hatten die Jünger das Neue Testament nicht. Allerdings hatten sie Christus und beschäftigten sich mit Christus als dem Wort. In 1. Johannes 1:1 heißt es: „Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen haben, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, in Bezug auf das Wort des Lebens.“ Was Petrus, Johannes und all die anderen Jünger zu dieser Zeit hörten, sahen und womit sie sich befassten, war das Wort. In seinem ersten Brief sagte Johannes nicht, dass sie den Sohn Gottes oder Jesus Christus gesehen hatten. Vielmehr sahen, hörten und betasteten sie das Wort. Dieses Wort war kein Schriftstück, das aus schwarz auf weiß gedruckten Buchstaben bestand. Dieses Wort war eine lebendige Person, welche die Jünger Tag für Tag „lasen“. Diese Person ist der Dreieine Gott, welcher Fleisch geworden war, um als Mensch mit dem Namen Jesus zu kommen. Dieser Jesus hatte für die Jünger viele „Geschichten“ zum Lesen. In Johannes 1:14 heißt es: „Und das Wort wurde Fleisch und stiftshüttete unter uns (und wir haben Seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als des Einziggeborenen vom Vater), voller Gnade und Wirklichkeit.“ Petrus, Jakobus, Johannes und alle frühen Jünger schauten die Herrlichkeit dieser lebendigen Person an und „lasen“ sie auf diese Weise.Seitdem Petrus, Andreas, Jakobus und Johannes berufen worden waren, begannen sie, diese lebendige Person zu „lesen“. Wo immer sie mit dieser Person hingingen, beobachteten sie diese Person und das, was sie tat. Auf diese Weise „lasen“ sie Ihn dreieinhalb Jahre lang. Einmal kamen sie auf dem Meer in einen starken Sturm. Sie hatten Angst vor diesem Sturm, doch diese lebendige Person lag dort als das lebendige Wort und schlief weiter (Mt. 8:24–25). Als Er aufwachte, gab Er der Luft und dem Wasser einfach den Befehl innezuhalten. Daraufhin staunten die Jünger und sagten: „Was für ein Mensch ist dieser, dass sogar der Sturm und das Meer Ihm gehorchen?“ (V. 27). Zu dieser Zeit lasen sie das lebendige Wort.

Später gingen Petrus, Jakobus und Johannes mit dem lebendigen Wort auf den Berg, wo sie Ihn noch genauer sahen. Auf einmal leuchtete Sein Gesicht wie die Sonne. Petrus sagte: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind; wenn Du willst, werde ich hier drei Zelte machen, eins für Dich und eins für Mose und eins für Elia“ (17:4). Petrus las das lebendige Wort nicht auf klare Art und Weise und begann so, Unsinn zu sprechen. Daraufhin sagte eine Stimme vom Himmel: „Dieser ist Mein Sohn, der Geliebte, an dem Ich Wohlgefallen gefunden habe. Hört auf Ihn!“ (V. 5). Mose und Elia verschwanden vor ihren Augen und nur Jesus Selbst blieb zurück. Dies war die Art und Weise, wie Petrus das lebendige Wort las.

Als sie vom Berg hinabstiegen, begegneten ihnen Männer, welche die Steuern für den Tempel einsammelten, und diese fragten Petrus, ob Jesus die Steuern bezahlte oder nicht. Petrus antwortete: „Ja“ (V. 24–25). Als sie ins Haus kamen, fragte Jesus Petrus: „Von wem erheben die Könige der Erde Zölle oder Kopfsteuer? Von ihren Söhnen oder von den Fremden?“ Es war, als sagte Jesus: „Erheben die Könige der Erde Steuern von ihren eigenen Söhnen? Hast du auf dem Berg nicht gehört, dass Ich der Sohn Gottes bin? Warum hast du dann den Einnehmern der Tempelsteuer gesagt, dass Ich, der Sohn des Königs, Steuern zahlen müsste?“ Als Petrus vom Herrn korrigiert wurde, wollte er vielleicht sagen: „Dann habe ich unrecht. Du solltest keine Tempelsteuer zahlen.“ Jesus aber willigte ein, die Steuer zu zahlen, allerdings nicht auf eine Art, die für Petrus einfach war. Petrus musste etwas sehr Schwieriges tun. Der Herr sagte: „Damit wir ihnen aber keinen Anstoß geben, geh hin ans Meer, wirf die Angel aus und nimm den ersten Fisch, der heraufkommt. Und wenn du ihm das Maul öffnest, wirst du einen Stater finden; nimm den und gib ihnen diesen für Mich und für dich!“ (V. 27). Petrus musste sehr betroffen gewesen sein. Als er den Angelhaken ins Meer warf, mag er zu sich gesagt haben: „Ich weiß nicht, aus welcher Richtung der Fisch kommen wird, und es muss ein Fisch mit einer Münze in seinem Maul sein. Ich kann das einfach nicht glauben. Ich muss die Lektion lernen. Von nun an sollte ich nichts mehr sagen und mich heraushalten.“ Es muss zu jener Zeit die Absicht des Herrn gewesen sein, den törichten Petrus zu erziehen, dass er nichts hätte sagen sollen, als die Einnehmer der Tempelsteuer kamen. Er hätte einfach sagen sollen: „Bitte wartet. Lasst mich Jesus fragen. Ich weiß nichts und habe weder den Grund noch das Recht, etwas zu sagen. Lasst den Gebieter sprechen.“ Auf diese Weise las Petrus viel vom lebendigen Wort.Gemäß den vier Evangelien könnte es sein, dass Petrus den Herrn Jesus mehr gelesen hatte, als irgendjemand sonst. Nach der Auferstehung des Herrn, als der Tag der Pfingsten kam, stand Petrus auf, um zu sprechen. Nachdem er vom Herrn unterrichtet worden war, hatte Petrus viel zu sagen – nicht auf törichte Art und Weise, sondern im Geist und im Leben. Wir alle müssen lernen, das Wort auf diese Weise zu lesen. Wir sollten die traditionelle Art des Lesens aufgeben. Der alte Weg bietet keine Offenbarung, er bietet nur totes Wissen in schwarz auf weiß gedruckten Buchstaben.

DIE EVANGELIEN WURDEN NACH DEM GESCHRIEBEN, WAS DIE JÜNGER VOM LEBENDIGEN WORT „LASEN“

Die vier Evangelien wurden von den frühen Jüngern auf der Grundlage dessen geschrieben, was sie von Christus als dem lebendigen Wort gelesen hatten. Erst lasen sie etwas vom lebendigen Wort und dann schrieben sie es nieder, damit wir es lesen können. Bevor Johannes die Kapitel 14 bis 17 seines Evangeliums schrieb, „las“ er das Wort, indem er dem Herrn zuhörte. Einiges, was die Jünger vom Herrn lasen, waren Seine gesprochenen Worte, aber anderes, was sie lasen, war das Leben, das Wandeln und das Handeln des Herrn Jesus. Sie sahen, wie Jesus handelte, Sich verhielt und mit den Menschen umging. Nachdem sie all diese Dinge gesehen hatten, schrieben sie diese auf, damit wir sie lesen können. Sie waren die ersten, die das Wort empfingen; wir sind die nächste Generation, die es empfängt.

DAS LEBENDIGE WORT WIRD IN DER APOSTELGESCHICHTE UND IN DEN BRIEFEN ZUM GEIST

Die vier Evangelien offenbaren Christus als das lebendige Wort, das die Jünger dreieinhalb Jahre lang Tag für Tag lasen. Zu jener Zeit war der Herr Jesus das Wort, aber Er war nicht der Geist. In der Apostelgeschichte und in den Briefen war der Herr Jesus für die Jünger jedoch nicht mehr nur das Wort. Zu dieser Zeit hatten die Jünger mit Christus als dem lebengebenden Geist zu tun (1.Kor. 15:45b). Erst durch die Kreuzigung und die Auferstehung wurde dieser Jesus, der das Wort ist, in den Geist verwandelt.

DER PRAKTISCHE WEG, DAS WORT IN DEN GEIST ZU VERWANDELN

In unserer eigenen Erfahrung müssen wir jedoch sehen, wie wir Christus als das in den Geist verwandelte Wort praktisch genießen können. Es ist schwer zu sagen, ob wir heute mit dem Herrn als dem Wort oder als dem Geist zu tun haben, während wir Ihn genießen. Wenn wir das Wort einfach so studieren, wie es zum Beispiel an einer theologischen Hochschule gelehrt wird, werden wir den Herrn hauptsächlich als Erkenntnis im Verstand erfahren, obwohl wir Ihn durch Seine Barmherzigkeit auch unbewusst ein wenig als den Geist genießen mögen. Heute genießen wir den Herrn als das Wort jedoch mehr in unserem Geist als in unserem Verstand. Letztendlich werden wir Ihn ganz als den Geist in unserem Geist genießen. Alles, was wir von Ihm als dem Wort wissen, muss in den Geist verwandelt werden. Dann werden wir schließlich den Herrn nicht nur als das Wort, sondern auch als den lebengebenden Geist genießen.

Der Weg, Christus als das Wort in den Geist zu verwandeln, besteht darin, Ihm unser Herz und unseren Geist zu öffnen und unseren Geist im Gebet zu üben. In den vier Evangelien sehen wir das Wort, das von den frühen Jüngern „gelesen“ wurde, und in der Apostelgeschichte sehen wir den Geist. Zwischen den vier Evangelien und dem ersten Teil der Apostelgeschichte beteten die Jünger zehn Tage lang. Es war das Gebet, durch welches das Wort in den Geist verwandelt wurde. Von da an wurde Petrus zu einem betenden Menschen. Deshalb sagte Petrus in Kapitel 6: „Wir aber wollen beharrlich bleiben im Gebet und im Dienst des Wortes“ (V. 4). Zuerst kommt das Gebet, dann der Dienst des Wortes. „Beharrlich im Gebet bleiben“ bedeutet, dass ihr Gebet nie aufhörte. Apostelgeschichte 2:42 bestätigt, dass alle Jünger beharrlich im Gebet blieben.
In Apostelgeschichte 10 sandte Kornelius seine Diener aus, um Petrus zu rufen. Was tat Petrus zu dieser Zeit? Er war auf dem Dach des Hauses und betete (V. 9). In den vier Evangelien sehen wir einen sprechenden Petrus, keinen betenden Petrus. Heutzutage sind zu viele der Brüder sprechende Brüder. Manchmal sprechen sie über die Botschaften, aber manchmal tratschen sie nur. Es wird nicht viel gebetet. In der Apostelgeschichte wurde der sprechende Petrus jedoch zu einer betenden Person. Die Jünger hatten Christus bereits in den vier Evangelien als das Wort gelesen. Sie kannten das Wort bereits genau. Was sie nun tun mussten, war das Wort in den Geist zu verwandeln, indem sie beteten.

Betrachtet einmal, wofür die 120 Jünger in jenen 10 Tagen vor Pfingsten beteten. Jemand denkt vielleicht, dass Petrus für seine Frau gebetet hat, dass Johannes und Jakobus für das Fischereigeschäft ihres Vaters gebetet haben, dass Andreas für sein Haus in Galiläa gebetet hat und dass Maria und Martha für Lazarus gebetet haben. Allerdings war dies nicht der Fall. Der Herr Jesus hatte ihnen gesagt, sie sollten auf die Verheißung des Vaters warten. Er hatte gesagt: „Doch ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, und ihr werdet Meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samarien und bis ans äußerste Ende der Erde“ (1:8). Bezüglich der Auswahl von Matthäus sagte Petrus in den Versen 21–22: „Es ist darum notwendig, … dass einer von diesen zusammen mit uns Zeuge Seiner Auferstehung werde.“ Sie mussten Einen auswählen, um eine Anzahl von zwölf zu erreichen, damit sie auf geeignete Weise Zeugnis von Jesus tragen konnten. Die Jünger mussten erkannt haben, dass es notwendig war, dass Christus in sie eingewirkt wurde, damit sie Zeugen des Herrn sein konnten.

Aus diesen zwei Absätzen können wir erkennen, wofür die Jünger in diesen zehn Tagen gebetet haben müssen. Sie sagten vielleicht: „Herr, wir haben alles andere als Dich aufgegeben. Wir waren Galiläer, aber wir haben unser Zuhause und unser Land aufgegeben. Jetzt sind wir hier nur noch leere Gefäße. Dieses kleine Obergemach ist für uns wie ein Altar und wir liegen bereitwillig darauf, um mit Dir erfüllt, von Dir in Besitz genommen und mit Dir vermengt zu werden. Herr, wir haben die letzten dreieinhalb Jahre lang alles, was Du bist, gelesen. Jetzt bist Du in die Himmel hinaufgestiegen, aber hast uns gesagt, wir müssen Deine Zeugen auf der Erde sein. Wie können wir das tun? Herr, wir öffnen uns Dir. Komm und erfüll uns! Komm und übernehme uns! Komm und nimm uns in Besitz, nimm uns ein und durchsättige uns!“

Die Jünger beteten nicht auf oberflächliche Art und Weise. Ihr Gebet muss ein tiefes Gebet gewesen sein. Diese 120 hatten ihre Häuser, ihre Verwandten, ihre Berufe, ihre Ziele, ihren Ruhm und einfach alles aufgegeben. Der Herr hatte ihnen gesagt, dass sie Seine Zeugen sein würden, aber sie konnten das nicht sein, ohne mit Ihm erfüllt zu werden. Sie brauchten den Herrn, damit Er sie einnimmt, in Besitz nimmt, erfüllt, durchsättigt, stärkt und ausrüstet. Das muss der Inhalt ihres Gebets gewesen sein. Es war durch dieses Gebet – indem sie beteten, was sie von Christus als dem Wort gelesen hatten –, dass das, was sie gelesen hatten, in den Geist verwandelt wurde. Deshalb waren sie von Pfingsten an wahrlich eins mit dem Herrn und der Herr war eins mit ihnen.

Aus diesem Grund sagte der Herr Jesus zu Saulus von Tarsus, als dieser Stephanus und die anderen Jünger verfolgte: „Saul, Saul, warum verfolgst du Mich?“ (9:4). Als Saulus fragte: „Wer bist Du, Herr?“, antwortete der Herr: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“ (V. 5). Saulus mag gedacht haben: „Ich habe Petrus, Jakobus, Johannes und Stephanus verfolgt, aber Jesus habe ich nie verfolgt.“ Indem der Herr so zu Saulus sprach, offenbarte Er ihm, dass Seine Jünger zu verfolgen, bedeutete, Ihn zu verfolgen. Jesus war eins mit Petrus, Johannes, Jakobus und all den Jüngern, weil Er nicht nur das Wort, sondern auch der Geist war. Seit dem Pfingsttag wurde das Wort in den Geist verwandelt. Von diesem Tag an hatten die Jünger mit dem Herrn nicht nur als das Wort, sondern auch als dem Geist zu tun.

WIR MÜSSEN IMMER MIT DEM WORT BETEN, DAS WIR GEHÖRT HABEN

Das Prinzip ist, dass wir immer beten müssen, wenn wir etwas vom Herrn lesen, hören oder erfahren. Wir müssen dieses Prinzip nicht nur als Einzelpersonen anwenden, sondern auch in unserem korporativen Leben. Die angemessene Art und Weise eine Versammlung mit einer Botschaft abzuhalten, besteht darin, dass wir nach der Botschaft allen Brüdern und Schwestern Zeit lassen, um gemeinsam zu beten. Wir sollten nicht nur die Botschaft halten und dann die Versammlung beenden. Wir müssen beten, um das Wort, das wir gehört haben, in den Geist zu verwandeln. Im Frühling 1961 war ich bei den Jugendlichen in Manila. Während dieser Zeit verbrachten sie mehr Zeit im Gebet als mit dem Hören der Botschaften. Diese Jugendlichen beteten zwei Wochen lang, Tag und Nacht. Sie beteten, bevor sie in die Versammlung kamen und während der Versammlungen. Es gab keinen wirklichen Anfang der Versammlungen, alle beteten einfach, nachdem sie gekommen waren. Das Gebet dauerte eine lange Zeit an, manchmal fast eine Stunde, bevor die Botschaft begann. Die Botschaft war in 30 bis 40 Minuten beendet und dann beteten sie wieder für eine Stunde. Es waren ungefähr hundert Jugendliche dort und fast alle beteten, manchmal 50 oder 60 in jeder Versammlung. Dies war wahrlich das Vorangehen des Herrn in Manila, um die Heiligen für die bevorstehende Verfolgung vorzubereiten. Das Gebet in dieser Konferenz stärkte die gesamte Gemeinde dort. Zudem legte dies ein gutes Fundament für die Gemeinde in Manila, sodass selbst heute noch zwei Drittel der Mitglieder Jugendliche sind.

Ich will nicht sagen, dass wir die Art und Weise ändern sollten, wie wir unsere Versammlungen halten. Vielmehr sollten wir unsere Haltung, Wahrnehmung und Lebensweise ändern. In der mangelhaften Situation heutzutage beten viele Menschen nicht. Am Tag des Herrn um 11 Uhr kommen sie lediglich zur „Kirche“ und hören sitzend die Botschaft. Wir müssen diese Situation wenden. Wir müssen revolutionär sein, um eine neue Art von Situation zu schaffen. Den Brüdern und Schwestern muss geholfen werden, damit sie lernen, wie man betet. Dann werden sie zu den Versammlungen kommen, um zu beten. In Jesaja 56:7 heißt es: „Denn Mein Haus wird ein Bethaus genannt werden für alle Völker.“ Alle Brüder und Schwestern sollten zum Beten zu den Versammlungen kommen. Wir sollten nicht zu viel singen, vielmehr brauchen wir mehr Gebet, um in unseren Herzen zu graben, unsere Herzen vorzubereiten und unseren Geist zu öffnen. Dann werden wir Zeit für den Dienst des Wortes finden und unser Sprechen des Wortes wird den Geist der Zuhörer treffen. Nachdem das Wort gesprochen wurde, sollten wir uns wieder Zeit zum Beten nehmen.

Wir sollten allen Anwesenden erlauben, während der Versammlung zu beten. Zu gewissen Zeiten gab es in Taipeh nicht genug Zeit, damit einer nach dem anderen beten konnte, also begannen alle Brüder und Schwestern gleichzeitig zu beten. 2000 bis 3000 Menschen öffneten gleichzeitig ihren Mund um zu beten. Wir hatten sie nicht dazu ermutigt, alle gleichzeitig zu beten; sie taten dies spontan, da sie alle beten wollten. Zu Anfang des Jahres 1961 hatten wir eine Konferenz über den Bau Gottes. Diese Konferenz war wunderbar, da alle Teilnehmer viel Zeit im Gebet verbrachten. Wir müssen das Wort durch unser Gebet in den Geist verwandeln.

In den vier Evangelien hatten die ersten Apostel dreieinhalb Jahre lang das Wort, aber sie hatten den Geist noch nicht. Zu jener Zeit war Christus für sie nur das Wort. Durch ihr zehn Tage langes Gebet wurde Christus in ihrer Erfahrung in den Geist verwandelt. Von diesem Zeitpunkt an wurden sie zu betenden Menschen, die nicht nur mit dem Wort Umgang hatten, sondern auch mit Christus als dem lebengebenden Geist. Wir alle müssen dieses Prinzip bewahren: Das Wort, das wir gehört haben, durch unser Gebet in den Geist zu verwandeln.

(Christus durch Gebet als das Wort und den Geist genießen, Kap. 1, S. 7–16)

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