EINFÜHRUNG
Bibelverse: 2.Mose 3:6, 15–16; Mt. 22:31–32
EINS
In 1. Korinther 10:11 heißt es: „Alles dies aber widerfuhr jenen als Vorbild …“ Die Bibel berichtet die Geschichte der Israeliten als ein Beispiel für uns, und zwar zu unserer Erbauung. Obwohl es zwischen dem Werk Gottes im Alten und im Neuen Testament einen äußerlichen Unterschied gibt, so sind sie im Prinzip doch gleich. Das Prinzip desWerkes Gottes ist heute das Gleiche wie es in der Vergangenheit war.
Gott erwählte die Israeliten, damit sie Sein Volk seien; und Er erwählte auch Menschen aus den Heiden, damit sie Sein Volk seien (Apg. 15:14). Die Bibel sagt, dass wir Mitbürger und Glieder des Haushaltes Gottes sind (Eph. 2:19), und sie sagt auch, dass wir die wahren Juden sind (Röm. 2:29). Daher ist die Geschichte der Israeliten ein Vorbild für uns. In diesem Buch wollen wir den Weg betrachten, wie Gott mit Seinem Volk umgeht; mit anderen Worten, wie Gott Sein Volk aufbaut. Oder anders ausgedrückt: Dieses Buch wird die Art von Erfahrung aufzeigen, die wir erwerben müssen, bevor wir das Volk Gottes werden können. Wir werden dieses Thema durch die Betrachtung der Geschichte Abrahams, Isaaks und Jakobs erörtern, weil jede dieser drei Persönlichkeiten eine besondere Stelle in der Bibel einnimmt.
ZWEI
Die Bibel zeigt uns, dass Gottes Volk einen zweifachen Anfang hatte. Der erste Anfang geschah bei Abraham, weil Gottes Erwählung und Berufung mit Abraham begann. Der zweite Anfang geschah mit der Nation Israel. Gott sagte den Israeliten, dass sie für Ihn ein Volk aus allen Nationen, ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein würden (2.Mose 19:5–6). Daher war Abraham ein ganz bestimmter Anfang und ebenso war die Nation Israel ein bestimmter Anfang für das Volk Gottes. Zwischen diesen beiden Anfängen gewann Gott drei Persönlichkeiten, nämlich Abraham, Isaak und Jakob. Zuerst war Abraham, dann Isaak und danach kam Jakob, worauf die Nation Israel folgte. Von diesem Zeitpunkt an wurde die Nation Israel zum Volk Gottes, und nun besaß Gott ein eigenes Volk. Daher können wir sagen, dass Abraham, Isaak und Jakob das Fundament der Nation Israel bildeten. Ohne Abraham, Isaak und Jakob gäbe es keine Nation Israel, und ohne Abraham Isaak und Jakob gäbe es kein Volk Gottes. Gottes Volk wurde durch die Erfahrung Abrahams, Isaaks und Jakobs zu Seinem Volk.
DREI
Die Feststellung ist interessant, dass Gott sagte: „Ich bin … der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ (2.Mose 3:6). Er sagte dies im Alten Testament, und der Herr Jesus zitierte es im Neuen Testament. „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ wird in den Evangelien Matthäus, Markus und Lukas zitiert (Mt. 22:32; Mk. 12:26; Lk. 20:37). Weiterhin sagte der Herr Jesus, dass wir „Abraham, Isaak und Jakob … im Reich Gottes sehen“ würden (Lk. 13:28), und „dass viele von Osten und Westen kommen und mit Abraham und Isaak und Jakob zu Tische liegen werden in dem Reich der Himmel“ (Mt. 8:11). Hier erwähnt Er keine sonstigen Namen außer diejenigen Abrahams, Isaaks und Jakobs. Dies zeigt ebenfalls, dass Abraham, Isaak und Jakob in der Bibel jeweils eine besondere Stelle einnehmen.
VIER
Warum nehmen Abraham, Isaak und Jakob in der Bibel so eine besondere Stelle ein? Weil Gott eine Gruppe von Menschen erwählen möchte, die Seinen Namen tragen, und Er möchte sie zu Seinem Volk machen. Mit Abraham begann Gott, ein Volk zu gewinnen. Gott setzte mit Abraham einen geistlichen Anfang und tat etwas an ihm, um uns die notwendige Erfahrung zu zeigen, welche Gottes Volk durchlaufen muss. Alle Menschen Gottes müssen nämlich Erfahrungen der gleichen Art durchlaufen. An Abraham tat Er zuerst etwas, gab ihm einige besondere Erfahrungen, und durch ihn übermittelte Er diese Erfahrungen an Sein ganzes Volk. Die Nation Israel ist auf Abraham, Isaak und Jakob gegründet. Daher wirkte Gott nicht nur an Abraham, sondern auch an Isaak, gab ihm einige besondere Erfahrungen, und durch ihn bermittelte Er diese Erfahrungen ebenfalls an Sein ganzes Volk. In gleicher Weise tat Gott auch an Jakob ein ganz bestimmtes Werk, gab ihm einige besondere Erfahrungen, und auch durch ihn übermittelte Er diese Erfahrungen an Sein ganzes Volk. Die Behandlungen, welche diese drei vor Gott empfingen und die Erfahrungen, welche sie durchliefen, gipfelten schließlich in dem Volk Gottes. Daher stellt die Gesamtheit der Erfahrungen Abrahams, Isaaks und Jakobs die Erfahrungen dar, welche auch das ganze Volk Gottes haben sollte. Was diese drei erreicht haben, sollte auch das ganze Volk Gottes erreichen. Es ist nicht ausreichend, um uns zum Volk Gottes zu machen, wenn wir nur die Erfahrung Abrahams haben. Es ist auch nicht genug, uns zu Gottes Volk zu machen, wenn wir nur die Erfahrung Isaaks haben; und es ist ebenfalls nicht ausreichend, wenn wir nur die Erfahrung Jakobs haben. Vielmehr brauchen wir das, was Abraham, Isaak und Jakob zusammen erreicht haben, bevor wir Gottes Volk werden können.
Gott sagte zu Isaak: „Ich bin der Gott deines Vaters Abraham … Ich bin mit dir, und Ich werde dich segnen und deine Nachkommen vermehren um Meines Knechtes Abraham willen“ (1.Mose 26:24). Er sagte zu Jakob: „Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du liegst, dir will Ich es geben und deiner Nachkommenschaft“ (28:13). Er sagte auch den Israeliten: „Dann werde Ich euch in das Land bringen, um dessentwillen Ich Meine Hand zum Schwur erhoben habe, dass Ich es Abraham, Isaak und Jakob geben will, und Ich werde es euch zum Besitz geben“ (2.Mose 6:8). Dies zeigt uns, dass die Israeliten das Erbe dieser drei Männer Abraham, Isaak und Jakob antraten. Sie hatten selbst kein Erbteil, sondern traten stattdessen das Erbteil Abrahams, Isaaks und Jakobs an. Jeder dieser Männer nimmt vor Gott eine ganz bestimmte Position ein. Ihre verschiedenen geistlichen Erfahrungen sind Bilder auf drei verschiedene geistliche Prinzipien. Mit anderen Worten: Alle Menschen Gottes sollten das Element Abrahams, das Element Isaaks und das Element Jakobs in sich haben, denn ohne diese Elemente können wir nicht zu Gottes Volk werden. Daher muss Gottes Volk das Element Abrahams, Isaaks und Jakobs enthalten. Alle wahren Israeliten und alle echten Menschen Gottes müssen sagen, dass Abraham, Isaak und Jakob ihre Vorfahren sind. Zu sagen, dass Abraham unser Vorfahre ist, genügt nicht, weil Ismael und seine Nachfahren ebenfalls sagen können, dass Abraham ihr Vorfahre ist. Es ist auch nicht genug, zu sagen, dass sowohl Abraham als auch Isaak unsere Vorfahren sind, weil Esau und seine Nachfahren dasselbe sagen können. Gottes Volk muss daher sagen, dass ihre Vorfahren Abraham, Isaak und Jakob sind. Für eine vollständige Qualifikation muss Jakob eingeschlossen sein. Alle drei müssen zusammen sein, bevor wir berechtigterweise zu Gottes Volk gehören können.
FÜNF
Abrahams ursprünglicher Name war Abram. Später änderte Gott seinen Namen in Abraham (1.Mose 17:5). In diesen beiden Namen ist die Wurzel Abra enthalten, was in der Ursprache „Vater“ bedeutet. Abraham war selbst ein Vater, und die Lektion, die er lernte, bestand darin,Gott als den Vater zu erkennen. Sein ganzes Leben lang lernte er diese eine Lektion, Gott als den Vater zu erkennen.
Was bedeutet es nun, Gott als den Vater zu erkennen? Es bedeutet, dass alles von Gott kommt. Der Herr Jesus sagte: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und Ich wirke“ (Joh. 5:17). Er sagte nicht: „Mein Gott wirkt bis jetzt“, sondern: „Mein Vater wirkt bis jetzt.“ Dass Gott der Vater ist bedeutet, Gott ist der Schöpfer und der einzige Urheber. Der Sohn war vom Vater gesandt. „Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was Er den Vater tun sieht; denn was der tut, das tut ebenso auch der Sohn“ (V. 19). Dies muss auch unsere Erfahrung sein. Von Gott müssen wir Gnade empfangen, um zu erkennen, dass wir überhaupt nichts veranlassen können. Wir sind auch nicht wert, irgendetwas zu veranlassen. 1. Mose 1 beginnt damit, dass es heißt: „Im Anfang schuf Gott …“ Am Anfang gab es uns nicht, sondern Gott. Gott ist der Vater, und alles kommt von Ihm.
Der Tag, an dem Gott dir zeigt, dass Er der Vater ist,wird ein gesegneter Tag sein. An jenem Tag wirst du erkennen, dass du überhaupt nichts tun kannst und hilf los bist. Du wirst nicht versuchen müssen, dich davor zurückzuhalten, dies oder jenes zu tun. Stattdessen wirst du fragen: „Hat Gott das veranlasst?“ Dies ist die Erfahrung Abrahams. Seine Erfahrung zeigt uns, dass er nicht daran dachte, zu Gottes Volk zu werden. Abraham hatte überhaupt nichts veranlasst; es war vielmehr Gott, der veranlasste. Gott war es, der ihn von der anderen Seite des Euphrat hergebracht hatte (1.Mose 12:1-5). Gott wollte ihn, und Er rief ihn heraus. Abraham dachte niemals daran. Halleluja! Doch Gott wollte ihn, und Gott tat das Werk.
Gott ist der Vater. Abraham zog nicht freiwillig in das Land, das von Milch und Honig f loss, sondern Gott sagte es zuerst und dann ging er und nahm es ein. Abraham wusste überhaupt nichts davon im Voraus. Als er berufen wurde auszuziehen, wusste er nicht, wohin er kommen würde (Hebr. 11:8). Er verließ sein Vaterland ohne zu wissen, wohin er ging. So war Abraham.Gott war der Urheber von allem, was ihn betraf; er hatte nichts damit zu tun. Wenn du weißt, dass Gott der Vater ist, dann bist du nicht so selbstsicher und wirst nicht sagen, dass du tun kannst, was du willst. Du wirst nur sagen: „Wenn der Herr will, dann will ich dies oder jenes tun. Alles, was der Herr sagt, das will ich tun.“ Dies heißt jedoch nicht, dass du unentschlossen sein solltest; sondern es bedeutet, dass du wirklich nicht weißt, was du tun sollst, und dass du es erst weißt, nachdem der Vater SeinenWillen offenbart hat.
Dies war aber nicht alles. Abraham wusste auch nicht, dass er einen Sohn zeugen würde. Er musste sogar seinen Sohn von Gott empfangen. Abraham konnte überhaupt nichts selbst veranlassen. Sein Sohn wurde ihm von Gott gegeben. So war Abraham.
Abraham kannte Gott als den Vater. Diese Erkenntnis ist jedoch nicht lehrmäßig, sondern es ist eine Erkenntnis, in welcher man zu dem Punkt gebracht wird, zu bekennen: „Gott, ich bin nicht die Quelle. Du bist die Quelle von allem, und Du bist meine Quelle. Ohne Dich kann ich keinen Anfang haben.“ So war Abraham. Wenn die Erkenntnis Abrahams für uns nicht Wirklichkeit wird, können wir nicht Gottes Volk sein. Daher ist die erste Lektion, die wir lernen müssen, zu erkennen, dass wir nichts tun können, da alles von Gott abhängt. Er ist der Vater, und Er ist der Urheber aller Dinge.
SECHS
Was ist denn die Lektion, die wir von Isaak lernen? In Galater 4 heißt es, dass Isaak der Sohn der Verheißung ist (V. 23). In Isaak sehen wir, dass alles vom Vater kommt.Die Geschichte Abrahams, Isaaks und Jakobs in 1. Mose 11 bis 50 zeigt uns, dass Isaak ein gewöhnlicher und gar kein außergewöhnlicher Mensch war. Er war nicht wie Abraham und auch nicht wie Jakob. Abraham kam von der anderen Seite des großen Stromes; er war gleichsam ein Pionier. Isaak war nicht so. Doch er war auch nicht wie Jakob, dessen Leben voller Schwierigkeiten war und der viele Behandlungen erlitt. Isaaks ganzes Leben war ein Genuss des Erbes seines Vaters. Es ist wahr, dass Isaak einige Brunnen grub. Doch selbst die Brunnen wurden zuerst von seinem Vater gegraben. „Und Isaak grub die Wasserbrunnen wieder auf, die sie in den Tagen seines Vaters Abrahams gegraben und die Philister nach Abrahams Tod verstopft hatten; und er gab ihnen dieselben Namen wie die Namen, die ihnen sein Vater gegeben hatte“ (1.Mose 26:18). Die Lektion, die uns Isaak lehrt, besteht darin, dass wir nichts anderes haben, als was wir vom Vater erbten. Paulus stellte eine Frage: „Was aber hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1.Kor. 4:7). In anderen Worten: Wir haben alles empfangen, was wir haben. Alles, was wir haben, kommt vom Vater. So ist Isaak.
Viele Menschen können nicht in der Position Abrahams sein, weil sie nicht in der Position Isaaks sein können. Und viele Menschen versagen darin, wie Abraham zu werden, weil sie darin versagen, wie Isaak zu werden. Es ist auch unmöglich, die Erfahrung Abrahams ohne die Erfahrung Isaaks zu haben. Ebenso ist es unmöglich, die Erfahrung Isaaks ohne die Erfahrung Abrahams zu haben. Daher müssen wir sehen, dass Gott der Vater ist und alles aus Ihm hervorkommt. Ebenso brauchen wir die Sicht, dass wir Söhne sind und alles, was wir haben, vom Ihm kommt. Das Leben des Sohnes, das wir ererben, kommt von Ihm. In den Augen Gottes sind wir nur diejenigen, die empfangen. Denn Errettung wird empfangen, Sieg wird empfangen, Rechtfertigung wird empfangen, Heiligung wird empfangen, Vergebung wird empfangen und Freiheit wird empfangen. Das Prinzip des Empfangens ist somit das Prinzip Isaaks.Wir müssen sagen: Halleluja! Halleluja! Alles, was wir haben, kommt von Gott, und wir sehen aus Gottes Wort, dass alles, was Abraham verheißen wurde, auch Isaak verheißen wurde. Gott gab Isaak nichts Zusätzliches, sondern das, was er seinem Vater gab. Dies ist unsere Errettung und unsere Befreiung.
SIEBEN
Lasst uns nun zu Jakob kommen. Viele Christen sehen, dass Gott die Quelle von allem ist. Sie sehen auch, dass sie alles empfingen, was sie haben. Aber hier gibt es ein Problem: Viele Christen empfangen nämlich nicht. Wir wissen, dass alles, was wir haben, durch Empfangen kommt, und dass uns nur Nichtigkeit und Lehre bleibt, wenn wir nichts empfangen. Doch wir nehmen immer noch nichts an und versuchen noch immer, alles selbst zu tun.Warum? Weil wir nicht durch das Gesetz des Lebens überwinden; sondern stattdessen versuchen wir, durch unseren eigenen Willen zu überwinden. Warum? Ein Grund ist der, dass das Prinzip Jakobs immer noch in uns vorhanden ist. Die Aktivität des fleisches ist immer noch vorhanden, die Kraft der Seele ist noch immer anwesend, und das natürliche Leben ist immer noch vorhanden. Wir wissen zwar lehrmäßig, dass Gott der Urheber aller Dinge ist, doch in Wirklichkeit veranlassen wir doch viele Dinge. An eine Lehre erinnern wir uns zwei Wochen lang, doch in der dritten Woche haben wir sie vergessen. Dann versuchen wir wieder, etwas selbst zu veranlassen. Wir verhalten uns auf diese Weise, weil Jakob immer noch bei uns gegenwärtig ist. Wenn eine Lehre des Überwindens oder eine Lehre der Heiligung uns nur sagt, dass alles von Gott kommt und alles empfangen wird, ohne uns aufzuzeigen, dass das natürliche Leben abgetan werden muss, dann ist diese Lehre des Überwindens oder der Heiligung unvollständig und nur theoretisch. Berührt eine Lehre das Seelenleben nicht, dann wird sie uns nur ein paar Tage glücklich machen, und danach wird alles vorbei sein. Daher müssen wir sehen, dass Gott das Haupt aller Dinge ist und wir diejenigen sind, die empfangen. Gleichzeitig müssen wir sehen, dass unserem natürlichen Leben Einhalt geboten werden muss. Nur dann werden wir die Güte des Sohnes und denWeg der Unterordnung unter den Vater sehen. Ob wir die Verheißung des Sohnes empfangen können oder nicht, und ob wir den Weg des Vaters gehen können oder nicht hängt davon ab, ob wir die Züchtigung des Heiligen Geistes annehmen und ob wir willig sind, dass unser natürliches Leben berührt wird. Dies können wir von dem Leben Jakobs erkennen.
Das herausragende Merkmal der natürlichen Verfassung Jakobs war seine Klugheit. Er war ein außergewöhnlich kluger Mensch. Er konnte jeden betrügen. Er betrog seinen Bruder, seinen Vater und seinen Onkel. Er konnte alles ausklügeln, er konnte alles tun, und er konnte alles zu Stande bringen. Er war nicht wie sein Vater, der nur ein Sohn war; sondern er ging zu seinem Onkel mit leeren Händen und kam mit vollen Händen zurück. So war Jakob.
Welche Lektion lernen wir von Jakob? Abraham spricht zu uns vom Vater, Isaak spricht zu uns vom Sohn, und Jakob spricht zu uns vom Heiligen Geist. Das bedeutet jedoch nicht, dass Jakob den Heiligen Geist repräsentiert, sondern dass seine Erfahrungen das Werk des Heiligen Geistes repräsentieren. Denn Jakobs Geschichte ist ein Bild der Züchtigung des Heiligen Geistes. Wir sehen eine listige Person, welche mit Ränken und Betrügereien gefüllt war. Doch gleichzeitig sehen wir eine Person, welche der Heilige Geist Schritt für Schritt züchtigte. Er hielt zwar die Ferse des älteren Bruders fest, aber er war schließlich immer noch der jüngere Bruder. Er verdrängte seinen Bruder mit einem Linsengericht und riss das Erstgeburtsrecht an sich, doch er – nicht sein Bruder – musste schließlich von zu Hause weglaufen. Er empfing zwar den Segen seines Vaters, doch er – und nicht sein Bruder – wurde ein Wanderer. Als er dann zu seinem Onkel kam und dort wohnte, wollte er Rahel heiraten, doch Laban gab ihm Lea und nicht zuerst Rahel. Zwanzig Jahre lang verzehrte ihn die Hitze am Tag und der Frost in der Nacht (1.Mose 31:40). In der Tat führte er ein mühseliges und schwieriges Leben. All diese Erfahrungen waren die Züchtigungen des Heiligen Geistes; sie waren die Prüfungen, welche ein so kluger Mensch durchlaufen musste. All diejenigen, die so einfallsreich sind, Ränke zu schmieden, werden Gottes Hand auf sich spüren. Das natürliche Leben muss herausgepresst werden. So ist Jakobs Geschichte ein Bild der Züchtigung des Heiligen Geistes.
Einige Geschwister sind außerordentlich klug, aufmerksam, schlau, berechnend und einfallsreich. Doch wir müssen uns daran erinnern, dass wir nicht nach f leischlicher Weisheit wandeln, sondern in der Gnade Gottes (2.Kor. 1:12). Jakob erfuhr die beständige Züchtigung des Heiligen Geistes. Als ein Ergebnis davon war seine Klugheit nie in der Lage, sich durchzusetzen. In der Nacht bei Pnuel lernte Jakob die größte Lektion. Dies war eigentlich die beste Nacht seines Lebens! Er dachte, er könnte bei jedem seinen Weg durchsetzen, und in gleicher Weise könnte er auch bei Gott seinen Weg durchsetzen. Doch als er Gott von Angesicht zu Angesicht begegnete, berührte Gott das Gelenk seiner Hüfte, und er wurde lahm (1.Mose 32:26). Die Sehne des Hüftgelenkes ist die stärkste Sehne am ganzen Leib. Dass Jakobs Hüfte berührt wurde bedeutet, Gott berührte den stärksten Teil seines natürlichen Lebens. Von diesem Tag an war er lahm. Bevor dies geschah, war er Jakob; doch nachdem er lahm war, kam Israel ins Dasein (V. 29)! Von jenem Tag an war er kein Verdränger mehr, sondern einer, der verdrängt worden ist. Vor dieser Zeit betrog er seinen Vater, nach dieser Zeit wurde er von seinen Söhnen betrogen (V. 37:28-35). Der früher so kluge Jakob hätte sich niemals von seinen Söhnen betrügen lassen, weil er ja selbst ein solcher Betrüger war; er hätte auch niemals anderen geglaubt. Denn je mehr jemand betrügt, desto weniger vertraut er anderen, weil er ja andere nach seinem eigenen Herzen einschätzt. Aber nun war es anders. Der späte Jakob war ganz anders als der frühe Jakob. Er vertraute nicht mehr auf seine eigene Klugheit. Aus diesem Grunde konnte er von seinen eigenen Söhnen betrogen werden. Er vergoss viele Tränen, und seine eigene natürliche Stärke wurde abgetan und von Gott abgestreift. Eine solche Erfahrung macht uns erst zu Menschen Gottes. Eines Tages wird Gott auf dich scheinen und dir zeigen, wie böse, gottlos und betrügerisch du bist. Wenn Gott dir zeigt, wer du bist, dann wirst du nicht mehr in der Lage sein, dein Haupt zu erheben, und Gottes Licht wird dich beenden und dich zwingen, zuzugeben, dass es mit dir zu Ende ist. Du wirst anerkennen, dass du nicht mehr wagst, Gott zu dienen und auch nicht qualifiziert bist, Ihm zu dienen! Von diesem Punkt an wirst du
nicht mehr auf dich selbst vertrauen. Dies ist die Züchtigung des Heiligen Geistes.
ACHT
Zusammengefasst zeigt uns Abraham, dass alles von Gott kommt. Wir können selbst überhaupt nichts tun. Isaak zeigt uns, dass alles von Gott kommt, und unser Teil darin besteht, zu empfangen. Doch wenn wir nur empfangen und keine Züchtigung des Heiligen Geistes erfahren, wird ebenfalls etwas falsch laufen. Dies zeigt uns Jakob. Eines Tages wird der Herr zu uns kommen, uns berühren und unser Hüftgelenk ausrenken; Er wird unser natürliches Leben in Behandlung nehmen. Dann werden wir demütig werden und dem Herrn in Furcht und Zittern folgen. Dann werden wir auch nicht mehr achtlos sein und übereilt Vorschläge machen. Wie einfach ist es für uns, Vorschläge und Angebote zu machen und wie einfach ist es für uns, ohne Gebet zu handeln. Und wie einfach ist es auch für uns, getrennt von Gott Selbstbewusstsein zu entwickeln. Daher muss Gott unser natürliches Leben auf eine drastische Weise berühren. Er muss es auseinander brechen und uns zeigen, dass wir selbst nichts tun können. Von diesem Tage an werden wir Menschen sein, die lahm sind. Lahm zu sein heißt nicht, dass wir nicht mehr gehen können; vielmehr heißt es, dass wir jedes Mal, wenn wir gehen, unsere Schwachheit und Lahmheit erkennen. Dies ist das gemeinsame Merkmal aller derer, die Gott kennen. Bevor Gott einen Menschen zu diesem Punkt bringt, hat er die Erfahrung von Pnuel nicht. All diejenigen, die immer noch so einfallsreich, voller Selbstvertrauen und stark sind, haben die Züchtigung des Heiligen Geistes noch nicht erfahren.
Möge Gott unsere Augen öffnen, damit wir die Beziehung zwischen diesen drei verschiedenen Erfahrungen erkennen. Alle drei Erfahrungen sind besondere Erfahrungen, doch sie hängen in dem zusammen, was durch sie bewirkt wird. Wir können nicht nur eine oder zwei von diesen dreien haben. Vielmehr müssen wir uns über alle drei Erfahrungen im Klaren sein, bevor wir im Weg Gottes vorangehen können.
(Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, Kap. 1)
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