Schriftlesung: Eph. 1:9-10; 3:9-11, 2-6; 1.Kor. 9:16-17; 1.Tim. 1:3-4
GOTTES WOHLGEFALLEN, GOTTES WILLE UND GOTTES VORSATZ
Obwohl die göttliche Ökonomie im Neuen Testament das zentrale Thema ist, wurde sie von den Christen in den vergangenen Jahrhunderten doch nicht so sehr beachtet. Das Thema der Ökonomie Gottes wird in den Schriften des Paulus auf großartige Weise entwickelt. Der Epheserbrief ist ein Buch über den ewigen Vorsatz Gottes, die Gemeinde als den Leib Christi zu haben. In diesem Buch benutzt Paulus das Wort „Ökonomie“ (1:10; 3:2, 9). Er möchte uns zeigen, dass die Gemeinde als der Leib Christi der Ökonomie Gottes entspricht. Paulus benutzt das Wort Ökonomie in Verbindung mit anderen Worten wie Wohlgefallen, Wille und Vorsatz (1:9, 11). Gott hat ein Wohlgefallen, das Sein Herzenswunsch ist. Er hat auch einen Willen, der Seinem Wohlgefallen entspricht. Der Grund, warum ich zum Beispiel einen bestimmten Ort besuche, ist der, dass ich zuerst den Wunsch habe. Dann treffe ich die Entscheidung und gehe an diesen Ort. Das ist die Ausführung meines Willens nach meinem Wunsch, meinem Wohlgefallen. So entsprang auch Gottes Wille Seinem Wunsch. Im Epheserbrief wird das Wort „Vorsatz“ als Hauptwort und auch „sich vorsetzen“ als Verb benutzt (3:11; 1:9). Der Vorsatz kommt aus dem Willen. Im Herzen Gottes befand sich ein Wunsch, und dieser Wunsch wurde zu Gottes Willen. Nach diesem Willen fasste Gott einen Vorsatz.
GOTTES ÖKONOMIE
Weil Gott einen Vorsatz hat, braucht Er eine Ökonomie. Das griechische Wort für Ökonomie ist oikonomia. Dieses Wort besteht aus zwei Wörtern – oikos, was Haus oder Haushalt bedeutet und nomos, was Gesetz bedeutet. Ökonomie ist ein „Hausgesetz“, eine Haushaltsverwaltung. Diese Haushaltsverwaltung dient der Ausführung des Vorsatzes Gottes, des Planes Gottes. Gottes Ökonomie ist somit Seine geplante Verwaltung, um Seinen ewigen Vorsatz auszuführen.
Wir alle müssen nun erkennen, was Gottes ewiger Vorsatz ist. Bibelgelehrte entdeckten, dass es in der geplanten Verwaltung Gottes verschiedene Zeitalter gibt. So offenbart uns die Bibel das Zeitalter vor dem Gesetz, das Zeitalter des Gesetzes, das Zeitalter der Gnade und das Zeitalter des Reiches. Das sind die vier hauptsächlichen Zeitalter, welche in der Schrift offenbart werden. Das Zeitalter vor dem Gesetz dauerte von Adam bis Mose (Röm. 5:13-14), das Zeitalter des Gesetzes von Mose bis zum ersten Kommen Christi (Joh. 1:17). Das Zeitalter der Gnade erstreckt sich vom ersten Kommen Christi bis zu Seiner Wiederkunft (Joh. 1:17; Tit. 2:11), und das vierte Zeitalter wird das Zeitalter des Reiches sein, das Zeitalter des Tausendjährigen Reiches, der tausend Jahre Herrschaft Christi (Offb. 20:4-6). In diesen vier Zeitaltern geht Gott jeweils verschiedene Wege, um an Seinem Volk zu handeln. Im Zeitalter vor dem Gesetz handelte Gott mit den Patriarchen hauptsächlich nach Seiner Barmherzigkeit und Gnade auf der Grundlage Seiner Verheißung. Im Zeitalter des Gesetzes von Mose bis zum ersten Kommen Christi handelte Gott mit Seinem Volk gemäß dem Gesetz. Vom ersten Kommen Christi bis zu Seiner Wiederkunft, im Zeitalter der Gnade, handelt Gott mit uns nach Seiner Gnade. Nach der Wiederkunft Christi wird Gott an Seinem Volk tausend Jahre lang Seinem Reich gemäß handeln. Dies sind die vier hauptsächlichen Wege Gottes, nach denen Er in den vier Zeitaltern an den Menschen handelt. Obwohl jene Bibelgelehrten diese vier verschiedenen Zeitalter sahen, sagten sie uns doch nicht den Vorsatz, warum Gott nach diesen vier hauptsächlichen Wegen an Seinem Volk handelte.
Wenn man die Wurzel des Wortes Ökonomie zurückverfolgt, geht sie auf ein Wort zurück, das sich auf die Austeilung von Speise bezieht, und zwar die Austeilung von Speise in zugeteilten Portionen. Joseph ist dafür eine gute Veranschaulichung. Seine Aufgabe bestand darin, Pharaos Speisen auszuteilen, um alle Hungrigen zu ernähren. Die Wurzel jenes Wortes bedeutet auch, dem Vieh Futter auszuteilen. Austeilen heißt verteilen. In der Ökonomie Gottes teilt Er sich selbst als Leben in Sein Volk hinein aus, als Lebensversorgung und als alles für sie. Gott möchte sich selbst als Speise für uns austeilen.
Die Heilige Bibel sagt uns, dass Gott als Speise für uns reichlich verfügbar ist. So erklärte der Herr Jesus, dass Er das Brot des Lebens ist (Joh. 6:48), und Paulus sagte, dass er beauftragt ist, die unausforschlichen Reichtümer Christi zu verkündigen (Eph. 3:8). Christus ist Leben, Seine Reichtümer sind unausforschlich, und alle diese Reichtümer des Lebens sollen in Seine Gläubigen hinein ausgeteilt werden. Paulus bekam den Auftrag, ein Austeiler, ein Haushalter dieser Reichtümer zu sein, gleich wie Joseph ein großer Haushalter war, der die reiche Lebensversorgung des Haushaltes Pharaos austeilte. Im Alten Testament teilte Joseph Nahrung an das hungrige Volk aus, und im Neuen Testament teilte der Apostel Paulus die unausforschlichen Reichtümer Christi an die Gläubigen aus. Daran können wir sehen, was die rechte Bedeutung des Wortes oikonomia ist – nämlich Gottes Haushaltsverwaltung, um die göttlichen Reichtümer des Dreieinen Gottes als Leben und als Lebensversorgung an Sein erwähltes und erlöstes Volk auszuteilen.
In den Abschnitten der Schrift, die wir aus dem Epheserbrief, dem 1. Korintherbrief und dem 1. Timotheusbrief ausgewählt haben, können wir sehen, dass die Gemeinde auf Grund einer solchen Austeilung hervorgebracht wurde. Die Gemeinde wurde somit durch die Austeilung der unausforschlichen Reichtümer Christi hervorgebracht. Sie ist daher keine religiöse Organisation, sondern die Gemeinde ist der Leib Christi, der durch die Austeilung der Reichtümer Christi in alle Gläubigen hervorgebracht wird. Jedesmal, wenn wir in dem Namen des Herrn Jesus versammelt sind (Mt. 18:20), genießen wir die Austeilung Christi in unser Sein hinein. Diese Austeilung des Dreieinen Gottes in uns macht uns zu Gliedern des Leibes Christi. Im Gemeindeleben erlöste uns der Herr aus verschiedenen Völkern, verschiedenen Rassen, und wir sind alle eins; und zwar sind wir eins, weil wir das gleiche Leben haben, und die gleichen Reichtümer Christi wurden und werden ständig in uns ausgeteilt.
Epheser 3:9 spricht über die Austeilung (oikonomia), die Ökonomie „des Geheimnisses, das von den Zeitaltern her in Gott … verborgen war.“ Gottes Geheimnis ist Sein verborgener Vorsatz. Sein Vorsatz besteht darin, sich selbst in Sein erwähltes Volk hinein auszuteilen. Daher gibt es die Ökonomie des Geheimnisses Gottes. Dieses Geheimnis war seit den Zeitaltern (das heißt seit Ewigkeit) und während aller vergangenen Zeitalter in Gott verborgen, doch jetzt ist es den neutestamentlichen Gläubigen offenbar gemacht worden. Abraham, Mose und selbst David hatten keine Erkenntnis dieses verborgenen Vorsatzes Gottes. Doch Gott öffnete Sein Herz, um den Aposteln, und zwar besonders dem Apostel Paulus, Sein verborgenes Geheimnis zu zeigen. Gottes verborgener Vorsatz ist Seine Ökonomie, Seine geplante Verwaltung, um sich selbst in alle Seine erwählten Menschen hinein auszuteilen. Diese Erwählten kommen aus verschiedenen Rassen und Kulturen auf der ganzen Erde, denn Gott erlöste Sein Volk aus jedem Stamm, jeder Zunge, jedem Volk und jeder Nation (Offb. 5:9). Gott hat uns erwählt und Christus wurde in unser Sein hinein ausgeteilt. Dies wurde von Gott geplant, und dieser Plan Gottes war Seine Ökonomie.
Gott hatte einen Wunsch, ein Wohlgefallen, und daraus wurde Sein Wille. Auf der Grundlage Seines Willens nahm Gott sich etwas vor. Dann entwarf Er einen Plan, um diesen Seinen Vorsatz auszuführen, und dieser Plan besteht darin, sich selbst in alle Seine erwählten Menschen hinein auszuteilen. Dies ist die Ökonomie Gottes. Sie war ein Geheimnis, weil sie verborgen war, und sie wurde niemals jemandem offenbart bis in die Zeit der Apostel. Im Epheserbrief, im ersten Korintherbrief und im ersten Timotheusbrief sagt uns Paulus, dass Gott eine solche Ökonomie hat, welche zwar ein Geheimnis war, nun aber uns allen bekanntgemacht worden ist. Nun kennen wir dieses Geheimnis, wir kennen Gottes Ökonomie und genießen jetzt Seine Austeilung. Der Dreieine Gott teilt sich selbst in uns hinein aus, um unser Leben und unsere Lebensversorgung zu sein. Er teilt sich selbst als unsere Speise und als unser Trank in uns hinein aus, damit wir durch Ihn leben können. Ist das nicht wunderbar? Dies ist viel besser als Religion. Wir kommen nicht nur zusammen, um einen religiösen Anbetungs-Gottesdienst abzuhalten, sondern wir versammeln uns, um die Austeilung des wunderbaren Dreieinen Gottes in unser Sein hinein zu genießen. Dies ist Gottes göttliche Austeilung. Gott hat das Verlangen, sich selbst auszuteilen. Im Dienst des Herrn kümmern wir uns nur um die göttliche Austeilung des Dreieinen Gottes in Sein erwähltes Volk.
Gottes Ökonomie ist Seiner Weisheit gemäß. Nach Seiner Weisheit schuf Gott das Universum mit dem Menschen als dem Zentrum. In Gottes Weisheit wurde Er dann ein Mensch, um auf dieser Erde dreiunddreißigeinhalb Jahre zu leben, am Kreuz zu sterben, um die alte Schöpfung zu beenden, von den Toten aufzuerstehen, um die neue Schöpfung zum Keimen zu bringen, und zwar nur für den einen Vorsatz, sich selbst als den Dreieinen Gott in uns hinein auszuteilen. Auf diesem Weg wird Gottes mannigfaltige Weisheit durch die Gemeinde zu erkennen gegeben (Eph. 3:10).
Durch die Weisheit Gottes sind wir alle hier. Welche mannigfaltige Weisheit war doch auf der Seite Gottes notwendig, um alles vorzubereiten, dass Er sich selbst in uns hinein austeilen konnte. Er bereitete die Fleischwerdung vor, die Kreuzigung, die Auferstehung und eine allumfassende Erlösung, damit Er Seine Ökonomie ausführen konnte, um sich selbst in dich und mich hinein auszuteilen. Dies ist erst das Evangelium in seiner Fülle. Denn das Evangelium dient nicht nur dazu, Sünder vor der Hölle in den Himmel zu retten. Das Evangelium schließt den Dreieinen Gott ein, der die Schöpfung, Fleischwerdung, das menschliche Leben, die Kreuzigung, die Auferstehung und die Auffahrt durchschritt und sich als der lebengebende Geist mit allem, was Er ist, erreicht und erlangt hat, in unser Sein hinein austeilt. Um Sünder nur vor der Hölle in den Himmel zu retten wäre ein zu kleines Evangelium. Gottes Evangelium besteht darin, den Dreieinen Gott in dich und mich hinein auszuteilen. Dies ist das große Evangelium! Wir alle müssen den Herrn preisen und Ihm für die göttliche Austeilung der göttlichen Dreieinigkeit in die Sünder danken, wodurch sie zu Söhnen Gottes gemacht werden.
(Die göttliche Ökonomie, Kap. 1, S. 7–12)
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