Datum: 9. November 1940

Ort: Schanghai

Bibelverse: Mt. 24:4–14; Apg. 4:25; Hebr. 11:5–6

Viele Menschen achten auf die Zeichen der Endzeit. Manche sagen, dass die Antwort in Matthäus 24:4–14 zu finden ist. Es stimmt, dass der Herr in diesem Abschnitt des Wortes über das Ende dieses Zeitalters gesprochen hat. Infolgedessen konzentrieren sich viele Menschen auf den Kampf der Völker gegen die Völker und der Nationen gegen die Nationen. Aber wir müssen sehen, dass, egal wie diese Kriege ausgehen und egal wie Völker gegen Völker und Nationen gegen Nationen kämpfen, es nur ein Ergebnis gibt – das Leiden und den Verlust von Gottes Kindern. In jedem Krieg gibt es zwei Seiten. Auch geistlich gesehen gibt es zwei Seiten. Auf der einen Seite stehen die Christen, das heißt die Gemeinde, und auf der anderen Seite stehen die gegnerischen Nationen. Sie verbünden sich, um die Gemeinde Gottes in Bedrängnis zu bringen. Es geht nicht darum, welche Nation gewinnt, sondern es geht um das Volk Gottes. Im Krieg zwischen Japan und China ist die leidende Partei weder China noch Japan, sondern das Volk Gottes. Im Krieg zwischen Deutschland und England ist die leidende Partei nicht Deutschland oder England, sondern das Volk Gottes. Deshalb sagt der Herr in Matthäus 24:9: „Dann werden sie euch der Trübsal ausliefern und euch töten, und ihr werdet wegen Meines Namens von allen Nationen gehasst werden.“ Der Mensch schaut auf den Sieg oder die Niederlage der Nationen. Doch aus Gottes Sicht ist es Sein Volk, das leidet, ganz gleich, welche Nation gewinnt oder verliert.

DIE GEISTLICHE BEDEUTUNG DER WELTKRIEGE

Heute ist die Welt ein einziges Chaos. Völker kämpfen gegen Völker und Nationen gegen Nationen. Überall herrschen Krieg und Hungersnot. Das sind die Werke Satans. In den Augen der Welt bekämpfen sich die Nationen wegen ihrer Feindschaft. Aber in den Augen Gottes sind sie alle miteinander verbunden. Vor dem europäischen Krieg [Erster Weltkrieg] schrieb ein englischer Bruder: „Sobald der Krieg beginnt, weiß ich nicht, wie viele Christen übrig bleiben werden.“ Ein Christ kann zur Zeit eines Krieges nicht denselben Standpunkt einnehmen wie andere.

Wir müssen die Manipulationen Satans hinter allen Kriegen sehen. Wenn eine Nation gegen eine andere Nation kämpft, handelt es sich streng genommen nicht um zwei Nationen, die sich gegenseitig bekämpfen, sondern um zwei gegnerische Nationen, die sich erheben, um die Christen ins Straucheln zu bringen. Das Endergebnis der Kriege ist nicht der Untergang Deutschlands, Englands, Chinas oder Japans, sondern der Untergang der Christen. Satans Ziel ist es, die Christen ins Straucheln zu bringen. Ein Christ muss die geistliche Bedeutung all dieser Dinge erkennen, wenn ein Krieg ausbricht.

Der Herr fuhr in Matthäus 24:13 fort und sagte, dass Christen bis zum Ende standhaft ausharren sollen, wenn sie in Kriegen und Trübsal gehasst werden. Das wird zu ihrer Errettung führen. Er sagte: „Und dieses Evangelium vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, zu einem Zeugnis für alle Nationen“ (V. 14). Während eines Krieges werden die Kinder Gottes verfolgt werden. Deshalb ist es notwendig auszuharren. Aber gleichzeitig müssen wir das Evangelium verkünden. Wir müssen auch unter den Heiden ein Zeugnis sein. Selbst wenn sich unser Zeugnis nicht auf andere Nationen oder Regionen ausbreiten kann, so kann es doch zumindest in unserer Stadt verbreitet werden. Das Evangelium vom Königreich muss beständig auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, bevor das Ende kommen wird.

DIE WELT GEGEN CHRISTUS UND DIE CHRISTEN

Die Worte in Apostelgeschichte 4:25 werden aus Psalm 2:1–2 zitiert, in dem es heißt: „Warum toben die Nationen und ersinnen die VölkerNichtiges? Die Könige der Erde treten auf, und die Fürsten rotten sich zusammen und beraten sich gegen Jehovah und gegen Seinen Gesalbten.“ Warum toben die Nationen? Warum ersinnen sie Nichtiges? Sie toben und ersinnen die Beseitigung Christi. Als der Herr auf der Erde war, griffen Herodes und Pontius Pilatus Ihn an, den von Gott gesalbten Christus. Obwohl der leibhaftige Christus heute nicht mehr auf der Erde ist, ist Er in allen Christen. Daher richten sich das Toben und das nichtige Ersinnen der Nationen heute gegen die Christen.

Scheinbar ist die Welt in Bündnisse und Nationen gespalten. Aber heute Abend hoffe ich, dass du nicht Deutschland, Japan, England oder China siehst. Du musst sehen, dass du Christ bist. In den Augen Gottes toben die Nationen und die Völker ersinnen Nichtiges, um Christus und das Volk Gottes anzugreifen. Herodes und Pilatus waren einander feindlich gesinnt, aber was die Kreuzigung Christi anging, waren sie eins. Die Juden und die Heiden dachten, sie seien an Pfingsten eins geworden. Aber Gott sagte, dass sich zur Zeit der Kreuzigung Christi sowohl die Heiden als auch die Israeliten zusammengetan hatten, um sich gegen Christus zu stellen und Seinen Sohn anzugreifen.

DIE NOTWENDIGKEIT, DASS DIE GEMEINDE BETET

Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll – es ist nichts, worüber man leicht sprechen kann. Ich kann nur sagen, dass die Gemeinde in Schanghai weiterhin dafür beten muss, dass der Herr die Kontrolle über all die Dinge übernimmt, die in der Welt geschehen und geschehen werden. Sobald ein Krieg beginnt, verlieren viele Menschen ihre Arbeit, die Immobilienpreise sinken, Gold ist gefragt und Banken schließen. Die Menschen sind bestrebt, ihr Geld gegen Waren einzutauschen, und versuchen, sie zu horten. Sobald ein Krieg ausbricht, ist die Gemeinde die Leidtragende. Christen werden entweder Verluste erleiden oder ins Straucheln geraten. Sie werden entweder materiell oder geistlich leiden. In einigen Bereichen wird es zwangsläufig Leid und Verlust geben. In diesen Tagen haben wir keine Zeit für vergnüglichen Zeitvertreib; wir müssen auf gezielte Weise beten. Der Hades hat nur ein Ziel – Christen Leid zuzufügen. Die Zukunft des Jahres 1940 und danach ist düster. Christen müssen eine erweiterte Sicht haben und den Grund und das Ziel dieses Weltkrieges sehen. Von heute Abend an und bis zum nächsten Frühjahr könnten große Veränderungen eintreten. Wenn wir noch irgend Kraft haben, sollten wir sie auf das Gebet richten. Wir müssen den Herrn bitten, die Kontrolle über die Situation zu übernehmen, damit Gottes Kinder nicht straucheln und das Evangelium sich weiter ausbreiten kann.

(Collected Works of Watchman Nee, The (Set 2) Bd. 45: Conferences, Messages, and Fellowship (5), Kapitel 17, Abschnitt 1)