Das Wort Gnade wird im Neuen Testament mehr als hundertmal verwendet, was zeigt, dass es eines der wichtigsten Wörter in der Heiligen Schrift ist. Nach Epheser 2:8 ist die Gnade das Mittel, wodurch Gott uns rettet: „Denn durch Gnade seid ihr gerettet worden.“ Wir können uns nicht selbst retten, nur Gottes Gnade kann uns retten. Aber was ist diese Gnade, die uns rettet? Einige christliche Lehrer definieren Gnade als Gottes unverdiente Gunst. Dieser Definition zufolge tut Gott uns bei unserer Rettung einen Gefallen, den wir nicht verdient haben. Obwohl Gott uns in Seiner Erlösung begünstigt, ist Gnade in der Offenbarung des Neuen Testaments viel mehr als die unverdiente Gunst Gottes.
In der Bibel wird die Gnade als „die Gnade Gottes“ (1.Kor. 15:10; 2.Kor. 1:12; 8:1; 9:14) und „die Gnade Christi“ (2.Kor. 8:9; 12:9; 13:14) bezeichnet und der Heilige Geist wird „Geist der Gnade“ genannt (Hebr. 10:29). Die Gnade bezieht sich also auf Gott, auf Christus und auf den Geist – auf die Person des Dreieinen Gottes. Im Neuen Testament bedeutet eine Formulierung wie „die Liebe Gottes“ oft nicht nur, dass die Liebe etwas ist, das zu Gott gehört, sondern dass Gott Selbst die Liebe ist (1.Joh. 4:8). In ähnlicher Weise bedeutet die Formulierung „das Wort Gottes“, dass das Wort Gott ist (Joh. 1:1). Die Gnade Gottes bedeutet also, dass die Gnade Gott ist, die Gnade Christi bedeutet, dass die Gnade Christus ist, und der Geist der Gnade bedeutet, dass der Geist die Gnade ist. Daraus können wir schließen, dass die Gnade Gott, Christus und der Geist ist – der Dreieine Gott Selbst.
Außerdem heißt es in Johannes 1:14: „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns … voller Gnade“, und in Vers 17 heißt es: „Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wirklichkeit kamen durch Jesus Christus.“ Das Gesetz war etwas Gegebenes – das Gesetz und sein Geber waren voneinander getrennt. Aber die Gnade kam mit Jesus Christus, dem menschgewordenen Gott – Gnade und Christus sind untrennbar. So ist die Gnade eine lebendige Person, Jesus Christus Selbst, der die Verkörperung des Dreieinen Gottes ist (Kol. 2:9). Galater 2:20 und 1. Korinther 15:10 sind, zusammen betrachtet, ein weiterer Beweis dafür, dass die Gnade Christus Selbst ist. Im ersten Korintherbrief schrieb Paulus: „Nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist“, und im Galaterbrief sagte er: „Nicht mehr lebe ich …, sondern … Christus lebt in mir“, was darauf hindeutet, dass die Gnade, die mit dem Apostel war, genau der Christus war, der in ihm lebte. Außerdem heißt es in 2. Timotheus 4:22: „Der Herr sei mit deinem Geist. Gnade sei mit euch.“ Auch hier wird die Gnade mit Christus, dem Herrn, identifiziert. Genau diese Gnade, die uns von Gott gegeben wird, ist also der Herr Selbst, der mit unserem Geist ist. Galater 6:18, Philipper 4:23 und Philemon 25 bestätigen alle, dass die Gnade des Herrn Jesus Christus, die der Herr Jesus Christus Selbst ist, mit unserem Geist ist, das heißt im tiefsten Teil unseres Wesens.
Auf der Grundlage der vollständigen Offenbarung über die Gnade im Neuen Testament können wir die Gnade folgendermaßen definieren: Gnade ist Gott in Christus als der Geist, der in unserem Geist wohnt, um uns alles zu unserem Genuss zu sein. Am Tag unserer Errettung, als wir an den Herrn Jesus glaubten, haben wir Ihn als Gnade in unseren Geist aufgenommen (Joh. 1:12). Diese Gnade, die die lebendige Person Christi ist, ist es, die uns rettet. Tag für Tag und sogar Augenblick für Augenblick können wir diese wunderbare, rettende Gnade erfahren und genießen.
Weitere Literatur zu diesem Thema:
Aus dem Newsletter von LSM radio broadcast Issue No. 15, July 1999